Fortbildung Ski alpin
Betreuer Mono-Ski/Bi-Ski, Skilauf mit Cerebralparese (stehend)
Seit vielen Jahren nun fahren die Schülerinnen und Schüler der LVR-Christophorusschule Bonn regelmäßig auf Winterfahrt nach Südtirol, um sich mit viel Spaß im Schnee zu bewegen. Rodeln, Wandern, Ski- und Snowboardfahren, sowie Biskifahren stehen für eine gute Woche auf dem Programm. Mit an Bord immer auch eine große Zahl an erwachsenen Betreuern, welche ihre unterschiedlichsten Fähigkeiten einsetzen, um die Jugendlichen zu unterstützen.
Das nötige Handwerkszeug dazu hatten sie sich bisher individuell durch Kurse und praktische Erfahrungen angeeignet. In diesem Winter gab es die Möglichkeit, sich gemeinsam fortzubilden.
So fuhren wir zu fünft Ende November ins Kaunertal, um uns in die Geheimnisse des CP-Skilaufs und des sitzenden Skilaufs einweihen zu lassen, oder um vorhandene Kenntnisse zu vertiefen. Kurz vor dem Abendessen trafen wir im Hotel ein und trafen auf den Rest unserer Gruppe, sowie auch auf die beiden Kursleiterinnen Bettina und Gerda. Die Gruppe war buntgemischt – es gab Sonderpädagogen, Physiotherapeutinnen, Erzieher, Studentinnen und Ingenieure, die als interessierte Väter am Kurs teilnahmen. Die Stimmung war über die fünf Tage immer gut und die Motivation hoch. Beim leckeren Abendessen konnten Kontakte geknüpft und erste Gemeinsamkeiten festgestellt werden. Besonderheiten der österreichischen Sprache eröffneten uns sowohl beim Studieren der Speisekarte(„Mohr im Hemd“) als auch im Kurs („Nylonsackerl“) regelmäßig ein weiteres Lernfeld und sorgten immer wieder mal für fragenden Blicke. Die österreichischen Teilnehmer im Kurs wurden jedoch nicht müde, uns mit Übersetzungen (und bei Bedarf den passenden Kochrezepten) auszuhelfen.
Bereits im Theorieblock des ersten Abends bekamen wir einen Eindruck davon, mit welch geballter Fachkompetenz wir es bei Gerda und Bettina zu tun bekommen würden. Bei eisiger Kälte (-15 Grad und reichlich Wind) auf dem Gletscher setzte sich das Ganze am nächsten Tag fort. Mit Humor und den passenden Tipps für unsere Übungen hielten Gerda und Bettina uns auch auf der Piste auf Trab. Vereinzelte Verluste innerhalb der Gruppe („Haltet euch an der Schneekanone links“ – „Wo sind denn Iris und Stefan?“) trugen zur guten Stimmung bei, als schließlich zwei über und über weiß gepuderte Schneemänner aus dem dichten Nebel auftauchten.
Die Kurstage waren sehr strukturiert und durchgeplant. Nach dem Frühstück ging es in Fahrgemeinschaften hoch zum Gletscher (ab dem zweiten Tag wollten auch alle Skigeräte ihren Platz in den Wagen finden). Es gab dort oben täglich zwei Praxisblöcke, unterbrochen von einer kurzen Mittagspause. Anschließend ging es gemeinsam wieder Richtung Hotel, wo am warmen Kamin schon Tee, Kaffee und Kuchen auf uns und unsere Tagesreflektion warteten. Im Laufe der Tage verlegte die eine oder andere Gruppe ihre Reflektion bereits auf die 25km lange Fahrt zurück zum Hotel, während im anderen Wagen das routinierte Auf- und Abziehen der Schneeketten perfektioniert wurde. Nach dem Abendessen gab es jeden Tag die passenden theoretischen Grundlagen, gewürzt mit Videobeispielen und verbunden mit umfangreicher Material- und Gerätekunde. Besonders beeindruckend waren Bettinas selbst gebauten Hilfsmittel aus ausgedienten Rucksäcken, Therabändern und allerlei Materialien aus dem Baumarkt. Einfach, unglaublich kreativ und pragmatisch und dazu im Selbsttest als effektiv befunden. Wow! Am Ende des Abends wusste jeder, was er den Tag über getan hatte. Den gemeinsamen Absacker in der Bar ließ sich dennoch keiner entgehen.
Die Selbsterfahrung sowohl in den unterschiedlichen Geräten (Monoski, Biski, Dual-Ski, Bi-Unique, Tempo Duo...) als auch mit verschiedensten Hilfsmitteln am ersten Kurstag (stehender Skilauf) war Gold wert, um nachfühlen zu können, mit welche Schwierigkeiten unsere Schüler es im Lernprozess zu tun bekommen würden und welche Art von Tipps und Unterstützung hilfreich sein könnte. Bettina und Gerda gaben uns einen Einblick in das schrittweise methodische Vorgehen beim CP-Skilauf und im Sitzenden Skilauf. Wir lernten Aufwärmspiele kennen, übten das richtige Fallen und Gleiten, das Liften mit Skigeräten im Schlepplift und als Betreuer den Not-Stopp und die schrittweise Zurücknahme von Unterstützung, beispielsweise durch den Einsatz eines Reivo-Bands.
Die Übungen und das ungewohnte Gerät (bzw. die ungewohnte Perspektive)forderten uns heraus und weckten unseren Ehrgeiz. Gut, dass wir den Sonntagvormittag nutzen konnten, um in Zweier-Teams auf eigene Faust die Piste unsicher zu machen, Geräte auszuprobieren, unseren Fahrstil zu verbessern oder auch einfach nur „diese vermaledeite Linkskurve“ ohne Hilfe zu meistern.
Vielen Dank an Gerda und Bettina für diese wunderbare Fortbildung und das umfangreiche Skript! Das Gelernte brennt darauf, im Januar in die Anwendung zu kommen.
Melanie Bieker