Skifreizeit Gymnasium Witten

Alle reden über Inklusion - wir erleben sie

 

 

Die Herausforderung Skifahrt als Klassenfahrt für einen Schüler im Rollstuhl

 

 

Die Herausforderung Skifahrt als Klassenfahrt für einen Schüler im RollstuhlMein Sohn Thilo besucht die Klasse 7 eines Gymnasiums und ist Rollifahrer.

Der schulische Alltag ist für Thilo, seine Mitschüler und Lehrer ein fröhliches und gleichberechtigtes Miteinander.
Zu Beginn der Jahrgangsstufe 6 erklärten die Lehrer so nebenbei auf einem Elternabend, dass es gute Sitte an dieser Schule sei, in der 7 zur Skifreizeit zu fahren.
Meine Reaktion war ein ,,Ups! Wie stellen Sie sich das mit Thilo vor?"

Die Lehrer stellten sich das gar nicht vor, da hatten sie gar nicht drüber nachgedacht.


Uns stellten sich zwei Möglichkeiten; Thilo fährt mit und baut Schneemänner oder wir finden eine Möglichkeit, die Thilo eine gleichberechtigte Teilhabe ermöglicht.
Wir fanden die Möglichkeit in der Skihalle Neuss. Dort wurde mit Monoski-Geräten gefahren. Folglich müsste dort auch jemand sein, der sich damit auskennt.
Nach einigen Telefonaten landete ich bei Bernd Moelich, ein Meister des Monoskis. Schon im ersten Telefonat wurde uns klar, dass sein sportliches Engagement gut zu dem sportlichen Ehrgeiz unseres Sohnes passte. Wir vereinbarten ein Treffen in der Skihalle in Neuss.

Für uns bestand die Herausforderung darin, dass wir jemanden finden mussten, der Ski fahren kann. (Mein Mann und ich sind Nicht-Ski-Fahrer). Aber unsere Tochter Tomke (15) und meine Schwägerin beherrschen den Schneesport.

Also konnte es los gehen.
Allerdings waren wir über die Preise der Skihalle überrascht. Aber ohne vorheriges Kennenlernen und Training wäre eine gemeinsame Skifreizeit undenkbar.


Natürlich bezahlten wir die Extraunterkunft in Österreich für Bernd und die Fahrtkosten, denn der Transport des Monoskis im schulischen Reisebus war nicht möglich.
Insgesamt waren wir mit 900 Euro in Vorkasse gegangen, bevor Thilo auch nur eine österreichische Schneeflocke gesehen hatte.


Der Tag der Abreise kam.
Dass Thilo und Bernd sich im Skigebiet getroffen haben, berichtete uns Bernd direkt am ersten Tag und die Erleichterung setzte sich ein.


Für die beiden ging es dann los. Wir bekamen immer wieder Bilder von Thilo auf der Piste und einen kurzen Statusbericht. Als am dritten Tag die Nachricht kam, dass Bernd und Thilo die schwarze Piste gemeinsam gefahren sind, war mir klar, dass wir alles richtig gemacht haben. In Österreich fand Inklusion in Vollendung auf der Piste statt. Alle Schüler hatten miteinander Spaß am Skifahren.
Aller Ärger im Vorfeld, der durch den Zeitaufwand in Neuss und der finanziellen Belastung entstanden war, trat in den Hintergrund.
Es wird sich schon eine Stelle finden, die unsere zusätzlichen Ausgaben trägt.
Die Rückmeldungen, die ich am Ende der Skifreizeit von Bernd, Thilo und den Lehrern erhalten habe, waren alle sehr positiv.
So ein gleichberechtigtes Miteinander hatte sich niemand vorgestellt, aber so war es und so muss es sein.
Mir hat diese Freizeit gezeigt, dass Inklusion möglich ist. Allerdings setzt sie den Mut der beteiligten Personen und finanzielle Mittel voraus. Wenn das gewährleistet ist, haben alle miteinander ein gutes Erlebnis.